Über 100 Jahre Fußballsport in Unterrodach – dieser Zeitraum von 1920 bis 2023 umfasst in vielerlei Hinsicht eine sehr bewegte Zeit.
Wie bewegt es zuging, welches Auf und Ab im Fußballsport zu verzeichnen war, welche Höhen erklommen und welche Tiefen zu durchschreiten waren, soll in einer Zusammenfassung der Vereinsgeschichte aufgezeigt werden.
Die Gründung 1920
Dä Hans, dä Heiner, dä Konrad und dä Max sitzen im Gasthof Seidel beim Dämmerschoppen. Die Kirchenuhr schlägt 7 – Gebetsleuten – alles ist still, bis der Älteste mit an „Gutn Omd“ die Ruhe beendet.
Plötzlich socht dä Hans: He Männer, hobt ie denn schö ve dem Ballspiel aus England küet. Do muss dä Ball mitn Fuß in das „Goal“ des Gegners gstoßen werden. Fußball nennt me des Spiel. Des gibt’s fei schö aufn ganzen Kontinent. Des wö doch wos fe uns! Mansta, wirft dä Konrad ein, des wö vielleicht niamoll schlecht. Wä könntn do alles mitmach? No, außer uns, dä Otto, dä Gustav, dä Bernhard, dä Heinrich, dä Lorenz, dä Louis… sprudelt es aus den Kehlen der Männer.
So treffen sich am 6 Januar 1920 ca. 20 junge Männer aus Unterrodach im Gasthof Seidel, wo am „Uhrkasten-Tisch“ die Geburtsstunde des 1 FC Pfeil Unterrodach schlägt.
Die Jahre 1926 – 1939
Als Hans Kleylein-Zehner im Jahr 1926 nach Amerika auswanderte, übernahm Georg Wich-Knoten, zuletzt wohnhaft in Oberrodach, die Führung des Vereins bis zum Jahr 1930. Während seiner Vorstandstätigkeiten ruhte der Spielbetrieb. Seiner Tatkraft ist es zu verdanken, dass in jenen kritischen Jahren für den Verein wenigstens sein Bestand gewahrt blieb.
Die 30-er Jahre brachten wieder Schwung und Begeisterung. Die Mitglieder Hans Trapper (Sachsenhausen), Fritz Güntsch, Gustav Schönau und Rudi Stenglein als verantwortliches Vierergespann und später der Bürgermeister von Unterrodach, Hans Seidel, verhalfen dem nunmehrigen 1. Fußballclub Unterrodach zu Ansehen und Wertschätzung weit über den Frankenwald hinaus.
Von 1926 bis 1930 bestand wohl der Verein, der Spielbetrieb aber ruhte. Es ist heute nicht mehr mit Sicherheit festzustellen, welche Gründe zu dieser bedauerlichen Maßnahme führten. Waren es Unstimmigkeiten unter den Spielern oder in der Vereinsführung, Aufstellungsschwierigkeiten oder Misserfolg? Nun, auch bei den Unterrodacher Fußballern gab es Krisen. Wie bei vielen anderen Vereinen auch, ging es auch bei ihm bergauf – bergab, gab es Höhen und Tiefen, Erfolg und Misserfolg. Wichtig ist, dass immer wieder ein neuer Anfang gemacht wurde und sich neue Kräfte zu neuen Taten mobilisierten. So geschah es auch im Jahre 1930, als junge Spieler zum Verein fanden und gleich im 1.Jahr nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebes Meister der C-Klasse wurden und nach wenigen Jahren den Aufstieg in die A-Klasse schafften, der sie bis zum Beginn des 2.Weltkrieges angehörten. Der 2. Weltkrieg hielt reichlich Ernte!
Unsere Jugendmannschaften um das Jahr 1937
Bis in die 30er Jahre hinein bildete die Sportplatzfrage immer das größte Problem für die jeweilige Vereinsführung. So musste vom oberen Dorf (obere Au) zum unteren Dorf (Hetzenwiese -Wichenmühle) und zurück zum „Scheckenacker“ neben der ehemaligen Turnhalle umgezogen werden. Auch hier musste man im Jahre 1935 wegen des Baus der Umgehungsstraße weichen. IN dieser Zeit kam der Wohltäter der Gemeinde Unterrodach Herr Louis Dietrich und spendete für die sportreibende Jugend das Gelände „in der Pennera“, wo auch heute noch unser Sportgelände beheimatet ist.
Damit wurden die Fußballer auf ewige Zeiten aller Sportplatzsorgen enthoben und sie werden ihrem Freund und Gönner ein ehrendes Gedenken bewahren. Das Schild am Platz mit seinem Namen soll immer an ihn erinnern. Einmal musste der FC jedoch noch wandern. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das gesamte Terrain in kleine Gemüseparzellen aufgeteilt um zusätzliche Ernährungsmöglichkeiten zu schaffen. Man musste nochmals für 2 Jahre weichen und spielte in dieser Zeit im Flurgebiet „Schierleiten“. Im Jahre 1947 übergab dann der 1 Bürgermeister Eberhard Wildensteiner das Sportgelände offiziell und endgültig an den Fußballclub Unterrodach zur treuhänderischen Verwaltung.
Die Jahre 1939 – 1945
In diesen Jahren bemühten sich G. Trapper und Alfred Reif-Beck trotz aller politischen Schwierigkeiten den Spiel- und Vereinsbetrieb mit jugendlichen und älteren sowie auswärtigen Spielern aufrecht zu erhalten. Leider sind am Ende des Krieges 1945 fast alle wichtigen Vereinsunterlagen durch Feuer verloren gegangen.
1942-1945
Wurde auf Grund des Krieges kein offizieller Spielbetrieb durchgeführt. Die Jugend fand aber in ihrer Begeisterung Mittel und Wege, um auch in dieser Zeit dem geliebten Fußballsport nicht entsagen zu müssen. Durch einen mehr oder weniger organisierten Spielbetrieb schuf man die Voraussetzung für einen neuen Anfang nach Kriegsende und diese Jugendlichen waren es auch, die später das Gerippe für die Seniorenmannschaften bildeten. Der Krieg hatte große Lücken in die Reihen des Vereins gerissen. Viele hoffnungsvolle Talente, begeisterte Fußballer, treue Vereinsanhänger, kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Und doch – Ein neuer Anfang musste gefunden werden, hier in Unterrodach/Oberrodach wie überall im Kriegsgebiet auch.
Es war ein mühsames Unterfangen. Keine Spielkleidung, keine Schuhe, keine Bälle, einen Sportplatz mit Gemüseparzellen, kein Geld, aber viel Idealismus, und der kann ja bekanntlich Berge versetzten.
Der Neuanfang 1945
Bereits am 13. November 1945 erfolgte die Neugründung und damit die Wiederaufnahme der Vereinsarbeit und des Spielbetriebes. Es waren wieder ungefähr 15-20 Fußballnarren, die in jener politisch und wirtschaftlich turbulenten Zeit den Neuaufbau unter den misslichsten Verhältnissen in Angriff nahmen und zu einem erfolgreichen Ende führten. Zuerst konstituierte sich eine provisorische Vereinsführung. Ein knappes halbes Jahr später, am 17 Mai 1946, wurde dann in der Hauptversammlung im Spielerlokal Gasthof Seidel die Gesamtvorstandschaft gewählt.
➔ 1946 wurde „normaler“ Spielbetrieb durchgeführt („Schierleiten“)
➔ 1947 wurde zur Kirchweih Unterrodach die Neueinweihung des Louis- Dietrich-Sportplatzes im Rahmen eines Sportfestes gefeiert
➔ 1948-1949 konnte man den Aufstieg in die Zwischenliga erreichen
Die A- Klassenmeisterschaft bedeutete keinen direkten Aufstieg, Qualifikationsspiele standen an. Nach der Niederlage zu Hause gegen Hassenberg gab niemand mehr einen Pfifferling für unsere Mannschaft. Zum entscheidenden Spiel nach Bamberg saßen im Bus, einschließlich Spieler, 15 Mann. Resignation auf ganzer Linie, nur nicht bei den Akteuren.
Endphase des Entscheidungsspiels, Stand 1:0 für Bamberg, Spieldauer noch 4 Minuten.
Herbert Kröckel: „Adé Amateurliga!“
Alfred Seidel: „Das Spiel ist erst aus, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat!“
In der letzten Minute Freistoß für den FC, ausgeführt von Fritz Hahn. Eine Spielertraube steigt hoch, da schreit einer TOOOR!! Der Ball war drin.
1:1 Der Aufstieg war geschafft!
Der Abstieg im nächsten Jahr war vorprogrammiert. Die Hälfte der Mannschaft hängte ihre Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Ein weiteres Manko: Vernachlässigung der Jugendarbeit.
➔ 1950 spielte der FC Unterrodach dann wieder in der A-Klasse und feierte am 24. und 25. Juni sein 30-Jähriges Vereinsjubiläum mit Ehrung verdienter Mitglieder
Die Ära Dr. Alo Prysok
Vielen Fußballern der Vorkriegsjahre war „Beuthen 09“ ein Begriff. Einen Spieler dieser exzellenten Mannschaft haben die Nachkriegswirren mit dem gewaltigen treck aus dem Osten über Küps nach Unterrodach verschlagen
Sein fußballerisches Können führte ihn mit seiner Vereinsmannschaft und der deutschen Studentenelf zu vielen internationalen Begegnungen. Als er in unserem Flößerdorf ein neues berufliches Betätigungsfeld fand, war „unser Alo“ auch für die Unterrodacher Fußballer da. Aus seinen planmäßigen Training, seiner großen Spielerpersönlichkeit und seinem ausgezeichneten spielerischen Können resultierte der stetige Anstieg der Leistungen unserer Mannschaften, die schließlich in der Erringung der A-Klassenmeisterschaft im Jahre 1954 ihre Krönung fanden.
➔ 1956 finden auf Grund der persönlichen Beziehung von Herbert Kröckel ein deutsch-deutsches Freundschaftsspiel statt: 1. FC Unterrodach – Judenbach (Thüringen) 7:1. Das Rückspiel wurde mit 1:2 verloren.
➔ 1962 gab DR Prysok nach 15-jähriger Tätigkeit als Trainer sein Amt an den neuen Trainer Oskar Hertl ab, der mit Beginn der Spielserie 1962/63 die Arbeit seines Vorgängers konsequent fortsetze und maßgeblichen Anteil an den weiteren Erfolgen der Mannschaft hatte
Im Jahre 1962/63 konnte eine junge Truppe in die Bezirksliga aufsteigen. Der „ewige Zweite“ hatte es endlich geschafft! Der Chronist schreibt:“ Der FC kann stolz auf seine Leistung während der letzten 10 Jahre sein, die uns auch zu hohem Ansehen im Kreis verhalfen. Einen großen Anteil an dieser Stabilität hat auch die fruchtbringende Annäherung von Unterrodach und Oberrodach, besonders in den letzten Jahren, sowohl der Spieler, als auch der Funktionäre und Mitglieder untereinander“.
Besonders der entscheidende Sieg 1963 in Wallenfels, der die A-Klassenmeisterschaft und damit den Aufstieg in die Bezirksliga sicherte, war seiner klugen Marschroute zu verdanken.
Die Jahre 1963 – 1980
1963
Fand in Unterrodach erstmals ein Gastspiel einer amerikanischen Mannschaft statt, wobei in den Reihen der Gastmannschaft mit dem Kapitän ein Neffe des ehemaligen Bundestrainer Herberger stand.
1965
Gewann der FC Unterodach das Ausscheidungsspiel gegen den punktgleichen TSV Küps um den Verbleib in der Bezirksliga vor 2500 Zuschauern in Kronach mit 2:1!
1970
Konnte man als Bezirksligist das 50-Jährige Vereinsjubiläum entsprechend feiern. Das Hauptspiel vor 700 begeisterten Zuschauern war gegen den Bayernligisten FC Lichtenfels. Ergebnis 2:2
Manch etablierter Gegener in der 7 Jahren zugehörigen Bezirksliga musste gegen uns Federn lassen, bis uns der Weg über die A-Klasse (von 1971-85), über die B-Klasse (1986-87), schließlich in die C-Klasse (1988) führte.
Waren es in den 60er Jahren noch Mannschaften wie Coburg, Burgkunstadt, Staffelstein, Bamberg und Kronach, so musste unsere Mannschaft gegen Wolfersgrün, Reitsch und andere C-Klassen-Mannschaften spielen.
Trösten wir uns damit, dass vielen renommierten Clubs das gleiche Schicksal nicht erspart blieb. Die Größe des Vereins aber zeigt sich gerade dann, wenn nicht alles wunschgemäß und glatt über die Bühne geht.
1974
Schloss man sich mit Oberrodach zusammen und benannte den Verein um: 1. FC unter/Oberrodach
1979
Begann man unter der Regie von Konrad Regel mit dem Anbau des Sportheims.
1980
Weihte man im Rahmen des 60-Jährigen Vereinsjubiläum das neue Sportheim und das neu errichtete Kassenhäuschen ein. Als Attraktion der sportlichen Veranstaltungen konnte man die Alt-Internationalen mit Uwe Seeler und vielen bekannten früheren Nationalspielern verpflichten. Zu diesem Fußballfest strömten damals 1500 Zuschauer!
Ergebnis: 1. FC Unter/Oberrodach – Altinternationale(Uwe Seeler) – Elf 2:4
Die Jahre 1981-1995
1981
Trug sich der 1.FC Unter/Oberrodach als 1. Sieger in den neu geschaffenen“ Bürgermeister Sigfried Haderlein Pokal“ ein
1985
Feierte man das 65-Jährige Vereinsjubiläum mit gleichzeitiger Einweihung der neuen Beleuchtungsanlage und der neuen Umzäunung des Sportareals. In diesem Rahmen wurde erstmals der Dr. Alo Prysok Pokal ausgespielt. Endspiel SV Neuses- FC Pressig 8:1
1990
Wurde im Rahmen eines Sportfestes das 70-Jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Hauptspiel 1. FC Unter/Oberrodach – FC Kronach 08 0:8
1992
Wurde nach 2-jähriger Bauzeit die komplett erneuerte Sportplatzanlage und die neu errichtete Gerätehalle eingeweiht. Als Bauleiter leistete Thomas Kleylein hervorragende Arbeit. Er wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Noch im gleichen Jahr wurde auch der Trainingsplatz neben der Rodachtalhalle fertiggestellt, so dass seitdem erstklassige Trainings- und Spielbedingungen vorherrschen. Während der Bauzeit der Sportplatzanlage konnte man dankenswerterweise die Heimspiele in Zeyern ausrichten.
1994
Richtet der FC Unter/Oberrodach in Zusammenarbeit mit den Hauptsponsoren PUMA und GRUNDIG ein sogenanntes „Street Soccer“ Fußballturnier auf dem Parkplatz vor dem Sportheim aus.
1995
Wird unser Verein nunmehr 75 Jahre alt. Dieses Jubiläum wurde vom 20-23 Juli entsprechend gefeiert. Als sportlichen Höhepunkt präsentierte der FC Unter/Oberrodach das Spiel:
1.FC Nürnberg – VFL Frohnlach